新冠病毒源於武漢: 漢堡大學校長有話說
漢堡物理學家羅蘭德·維森丹格(Roland
Wiesendanger)2月18日在一個名為ResearchGate的網路平台上發表一項有關新冠病毒起源的「研究」,在德國學術界引起很大爭議。維森丹格的結論是,大量重要線索表明,當前新冠病毒大流行源於武漢病毒研究所的一起實驗室事故。不過,這項所謂研究沒有提供具有高度科學性的證據,而只是一些嚴肅和非嚴肅消息來源的信息大匯總,其中包括YouTube視頻以及陰謀論者的網頁。
漢堡大學當時以新聞稿的形式向外界介紹了這項所謂研究。維森丹格本人在接受採訪時表示,該研究結果的發表是和漢堡大學校長迪特爾·倫森(Dieter
Lenzen)共同商定的:「我為漢堡大學校長感到自豪。我們全面討論了發表該研究后可能出現的各種場景和各種反應,包括把我們歸類到陰謀論者的可能性。」
維森丹格的這項「研究」發表后立即引起巨大爭議。德國等國學術界人士指出,這份報告不符合學術研究的標準。漢堡大學學生委員會也在推特上發表意見稱,該研究報告「不符合本校對學術標準的期待」。有學者甚至認為,這項所謂「研究」是一大恥辱,因為它只是一堆網文紙屑。
倫森:討論這個假設是我們的任務
事件發酵兩周后,漢堡大學校長迪特爾·倫森(Dieter
Lenzen)首次出面向漢堡大學員工做了一個表態。據德國《明鏡》報道,迪特爾·倫森3月2日在致該校員工的一個視頻中表示,「傾聽、權衡以及討論這樣的假設是我們的義務。」他說,如果一場實驗事故可能造成成百上千萬人喪生,那麼是會讓人感到不安。「今後在科學界以及大學里就這個假設是否正確進行討論 ,這是我們的任務。」倫森還表示,「把一個不確定的假設提出來進行討論,要比閉口不談一個最終可能正確的假設要好。」
不是「研究」是「分析」
倫森在視頻講話中同時承認在圍繞該文發表的問題上犯了錯誤。他不再使用研究一詞,而是稱維森丹格的「論文」是一份「分析」。漢堡大學當時的新聞稿曾稱維森丹格的該報告為「研究」。漢堡大學內部員工先前還批評說,漢堡大學以新聞稿的形式介紹維森丹格的言論是將其提升到了學術研究的地位。
倫森說,他不想激怒任何人。「如果出現了這樣的印象,那麼我請求原諒。」他表示,今後將更好地把研究結果與科學政治論文進行區分。」
Corona-Ursprung: Hamburger Unipräsident verteidigt umstrittenes Corona-Papier
Dieter
Lenzen, der Präsident der Universität Hamburg, spricht in einer
Videobotschaft von der Pflicht, auch "unsichere Hypothesen" zur
Diskussion zu stellen.
Von Oskar Piegsa, Hamburg
Knapp
zwei Wochen nachdem die umstrittene Veröffentlichung eines Professors
der Universität Hamburg zum möglichen Ursprung des Coronavirus
international für Aufsehen gesorgt hatte, hat sich jetzt erstmals die
Unileitung dazu geäußert. "Der Umstand, dass auf diese Literaturarbeit
mit einer Pressemitteilung der Universität hingewiesen wurde, hat
Erstaunen hervorgerufen, etliche besorgt und einige brüskiert", sagt
Unipräsident Dieter Lenzen in einer öffentlich abrufbaren Videobotschaft. Dies bedauere er. "Auch bestand sicher nicht die Absicht, dem Image der Universität und gar ihrem Exzellenzstatus zu schaden."
Der renommierte Physiker Roland Wiesendanger hatte seine Studie zum Ursprung der Coronavirus-Pandemie selbst im Internet veröffentlicht.
Darin vertritt er die These, dass die "Indizien eindeutig fu?r einen
Laborunfall am virologischen Institut der Stadt Wuhan als Ursache der
gegenwa?rtigen Pandemie sprechen". Breite Aufmerksamkeit erlangte das
Papier, nachdem die Universität es durch eine offizielle Pressemitteilung bekannt gemacht hatte. Unter anderem berichtete die Bild-Zeitung bundesweit auf ihrer ersten Seite.
Roland
Wiesendanger sammelte die Indizien für seine These aus einer Vielzahl
von Quellen. Im Literaturverzeichnis seiner Veröffentlichung finden sich
neben anerkannten wissenschaftlichen Publikationen wie Nature oder The Lancet auch Artikel aus Medien wie der New York Times oder
ZEIT ONLINE sowie YouTube-Videos und ein Wikipedia-Eintrag.
Wiesendanger schreibt dazu, seine Erkenntnisse beruhten auf einem
"interdisziplina?ren wissenschaftlichen Ansatz, das heißt nicht auf
einer ausschließlich fachspezifischen Sichtweise, sowie auf einer
umfangreichen Recherche unter Nutzung aller denkbaren
Informationsquellen."
Kolleginnen und Kollegen hatten sich distanziert, nur die Unileitung schwieg bisher
Die
Leitung der Fakultät für Mathematik, Informatik und
Naturwissenschaften, an der auch Wiesendangers Lehrstuhl angesiedelt
ist, schrieb daraufhin in einer Stellungnahme,
die vermeintliche Studie sei als "nicht wissenschaftlicher Aufsatz oder
Meinungsäußerung zu bezeichnen". Das Dekanat und ein "Großteil der
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fakultät" distanzierten
sich von ihren Aussagen. Noch schärfer ging die Studierendenvertretung der Uni Hamburg
mit der Veröffentlichung ins Gericht. Diese sei "verantwortungslos".
Man wünsche sich, "dass zukünftige Veröffentlichungen der Universität
wieder im Geiste der Forschung und der Bildung stehen". Auch einzelne
Professorinnen und Professoren hatten sich von den Thesen Wiesendangers distanziert.
Die
Leitung der Uni Hamburg selbst hatte sich zu dieser Kritik bisher nicht
geäußert. Auf eine Anfrage der ZEIT hieß es am Tag nach der
Veröffentlichung der Pressemitteilung von der Sprecherin: "Bitte haben
Sie Verständnis dafür, dass sich die Universitätsleitung nicht zu der
wissenschaftlichen Forschung Ihrer Wissenschaftler/innen äußert." Das
Angebot, Fragen nicht zum Inhalt der Veröffentlichung, sondern
ausschließlich zur eigenen Rolle bei ihrer Verbreitung zu beantworten,
ließ das Präsidium unbeantwortet.
Es sei besser, eine unsichere Hypothese zu diskutieren, als eine richtige verschwiegen zu haben, sagt Lenzen
In
seinem Video sagt Dieter Lenzen jetzt: "Nichts lag ferner, als
Kolleginnen oder Kollegen dadurch zu provozieren, dass ein
Diskussionspapier auf derselben Ebene bewertet würde wie eine Studie zu
experimentellen oder empirischen Forschungsergebnissen." Wenn dieser
Eindruck entstanden sein sollte, bitte er um Nachsicht. Er spricht von
einer "Analyse, nicht Studie" und von einem "Thesenpapier". In der
Pressemitteilung der Universität, die weiterhin unkommentiert auf der
Seite der Universität zu finden ist, war noch von einer einjährigen
"Studie" die Rede.
Lenzen beruhigte Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, die sich nun um den Ruf der Uni Hamburg sorgen: "Diese
Befürchtung müssen wir nicht haben. Wenn der Exzellenzstatus durch eine
Pressemitteilung gefährdet wäre, dann wäre es nicht weit her mit ihm."
Eine breite Diskussion der Thesen von Roland Wiesendanger sei durchaus
beabsichtigt gewesen. Diese wolle Lenzen auch weiterhin führen: "Es ist
unsere Aufgabe, in kommenden Diskussionen in der Wissenschaft und sicher
auch in der Universität zu erörtern, ob diese Hypothese zutreffen
könnte."
Die Urteile zum Wiesendanger-Papier "streuen zurzeit
zwischen 'halbseiden' und 'zwingend evident'", sagt Lenzen. Es sei
besser, eine unsichere Hypothese zur Diskussion zu stellen, als eine
richtige verschwiegen zu haben. Deutlicher als bisher wolle die
Unileitung in ihrer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit aber die
Weitergabe von "Forschungsergebnissen im eigentlichen Sinne" trennen von
der "Bereitstellung von Thesen und Interventionen".